Meine dritte Reise führte mich zu den Wuschels. Ich spreche im Plural, weil dort eine große Bande an Plüschies zu Hause ist. Was zur Folge hatte, dass ich nach meiner Ankunft erstmal für einige Zeit damit beschäftigt war, mit allen mal ein paar Worte zu wechseln und natürlich Flauscheinheiten auszutauschen, aber da ich für drei Wochen Quartier bezog, war das in Relation okay. Es hat auch ein wenig gedauert, bis ich alle Namen drauf hatte, aber bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben und so war das dann auch kein Thema mehr. Familie Wuschel hat da auch Nachsicht walten gelassen.
Und dann war‘s soweit: Der 18. März, gleich der Sonntag nach Ankunft, wurde zu meinem zweiten Geburtstag, zum 2. Weihnachten, ach was red ich, zum 2. Geburtsweihnachtstag. Als die Futtermeister, wie Bruno sie in der Einladung nannte, mit der großen Schere anrückten, hatte ich kurz Angst um meinen Schweif, sie entpuppte sich dann allerdings nur als Hilfsmittel für das Zurechtschneidern einer neuen Kuscheldecke, die mich fortan auf Reisen begleiten und während der Reisewege warm und flauschig halten wird. Und wie unheimlich flauschig die ist, selbst Zweibein war ganz aus dem Häuschen, als er sie zum ersten Mal in den Händen hielt. Und betont sie mit ihrer Farbe nicht auch perfekt meine Fellfarbe? Und die Mähne?
Ja, die Mähne, welch Freude, Zweibein berichtete mir, er wäre an dem Sonntag aus dem debilen Grinsen und Kichern nicht mehr heraus gekommen. Man hat mir meine zottelige Mähne nicht nur von Knoten und Filz befreit, man hat mir sie zu einem Iro gestylt! Zweibein entzückt, ich entzückt, die Wuschels entzück – was will man mehr? Schon jetzt verlief dieser Sonntag wunderherrlich.
Doch damit nicht genug – alle guten Dinge sind eben halt drei – gab es dann noch unheimlich leckere Erdbeertorte mit Schlagsahne, nom nom nom. Da musste ich mich etwas zügeln, meine frischgestylte Frise nicht gleich wieder einzusauen. Es war ein regelrechtes Erdbeertortengemetzel. Muharr.
Die nächsten Tage verliefen mit reichlich Heu sehr entspannt im Kreise der Wuschels, ehe dann Heflies große Stunde anstand: Mir und den Anderen brachte er die richtigen Schritte erfolgreicher Wiederbelebungsmaßnahmen bei – zunächst nur theoretisch, aber selbst das war schon so hochinteressant, dass niemand den Unterricht störte, wie schön. Helfie sollte Lehrer werden, oder zumindest einen AdA-Schein machen, man lernt so viel bei seiner angenehmen Lehrmethodik, das ist die wahre Wonne.
Am nächsten Tag wurde es dann Zeit, dass gelernte Wissen in die Tat umzusetzen; die Praxis stand an. Als Versuchskaninchen erklärte sich aufopferungsvoll Brunos Bruder Brummelchen zur Verfügung und dann wurde wiederbelebt, was das Zeug hielt. Ganz schön kräfteraubend für so ein kleines Pony für mich, musste ich ganz unbedingt einen vorgegebenen Takt einhalten und mich über mehrere Minuten hinweg ohne Pause ins Zeug legen. Man half mir mit ein paar Liedern, die in diesem Takt spielen, und so meisterte ich diese Aufgabe zwar etwas außer Atem aber mit Bravur, jawohl! Einen „Offday“ hat man sich nach derlei Anstrengung wohl mehr als verdient.
Die nächsten Tage ging es dann raus an die frische Luft, die ersten wärmeren Temperaturen dieses Jahr ausnutzen – so viele Wiesen, da fühlte man sich glatt an die Ausritte mit Quasi zurückerinnert, ach, war das toll. Und diese tollen Blümchen, die da wachsen, es war einfach nur herrlich – Brummelchen, Hobbybiologe und -gärtner, konnte sie mir auch auf wissenschaftlicher Ebene näher bringen und bat mich, da nicht reinzuhauen. Verstanden – Zweibeiner stellen sich ja auch Grünzeug in die Bude, ohne es zu essen, das ging dann klar.
Die Tage bis Ostern verliefen dann wieder wie mittlerweile gewohnt mit viel Flausch und Freude. Und dann brachte der Osterhase ein pickepacke volles Osternest für uns alle – himmlisch hat das alles wunderbar geschmeckt. Was ich gelernt habe, ist auf jeden Fall, dass es sehr viel mehr Spaß macht, die Beute mit vielen zu teilen, statt alles für sich selbst zu beanspruchen, weil so viele Andere sich noch darüber freuen können. Freude ist die einzige Sache, die mehr wird, wenn man sie teilt. So ist das nämlich.
Und dann ging es in die Stadt, man laminierte mir meinen Steckbrief ein und das völlig für umme, wie freundlich. Tausend Dank an den Print Service Schieferstein in Butzbach!
Und nach ein paar weiteren Tagen voller Flausch ging es dann leider schon wieder nach Hause für mich. Man besorgte mir noch üppiges Reiseproviant und schickte mich dann auf die Heimreise – so schnell können drei Wochen vergehen. Schnief, an Abschiede werde ich mich wohl nie wirklich ganz erinnern, doch gehört ja wohl leider dazu – man muss ja auch weiter, der Terminkalender ist ja prall gefühlt, da gibt es leider keine Zeitpuffer, um Extratage anzuhängen. Und so freue mich schon auf die nächste Reise, die da zu geht zu Karl von Krätz. Man darf gespannt bleiben.